Tango Argentino

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog Argentinien, damals ein trotz geradezu brutaler sozialer Gegensätze wirtschaftlich aufstrebendes Land, arbeitssuchende Menschen aus Südeuropa, vor allem aus Italien an. Die meisten von ihnen strandeten in den wachsenden Armenvierteln am Stadtrand von Buenos Aires.

Hier entstand im Zusammenfließen von Elementen schwarzafrikanischer, spanischer und kreolischer Musik der Tango Argentino - ein durch enge Umarmung gekennzeichneter Paartanz als Ausdruck von Not und Einsamkeit Gestrandeter, der in Hafenkneipen und Bordellen seine Heimat fand.

Von der argentinischen Oberschicht zunächst verachtet, sprang der Tango nach Europa über und wurde vor allem in Paris ab etwa 1905 zum Modetanz der sog. besseren Kreise, und auf diesem Umweg kam er nach Argentinien zurück, um hier dann gesellschaftsfähig zu werden.

 

Im Blick auf die Musik wird von Vielen der Zeitraum von etwa 1935 bis 1950/55 als Höhepunkt der Entwicklung des Tango betrachtet. Erfolgreiche Orchester nahmen in dieser Zeit Hunderte von Melodien auf, stellvertretend für alle seien die Orchester von Juan d´Arienzo, Carlos di Sarli, Francisco Canaro und Osvaldo Pugliese genannt. In den letzten Jahren sind einige junge Orchester entstanden, die die klassische Musik des Tango aufgreifen und mit eigenem Charakter in die heutige Zeit übertragen.

Davon zu unterscheiden in der „Tango nuevo“ (der neue Tango) der an Altes anknüpft, aber seinen ganz eigenen, von Liebhabern des klassischen Tango nicht immer geschätzten Charakter entwickelt.

 

Die Eigenart der klassischen Tango Argentino, wie er heute in fast allen europäischen Ländern, in Nord- und Südamerika und in Japan getanzt wird, springt schon in der Haltung des Paares ins Auge: Als einziger der „großen“ Gesellschaftstänze wird er (s.o.) in enger Umarmung getanzt. Denn geführt wird durch die Bewegung des Körpers, nicht durch die Bewegung oder den „Schub“ der Hände. Es gibt feste Bewegungsmuster, aber jedenfalls für erfahrende Tänzer keine oder allenfalls wenige auswendig gelernte Schrittfolgen.

 

Man kann den Tango Argentino deshalb einen Improvisationstanz mit klaren Regeln nennen. Er fordert von den Tanzenden eine stetige Aufmerksamkeit für die Bewegung des bzw. der anderen, ein Sich-aufeinander-Einlassen. Das ist – jedenfalls meistens – etwas ganz anderes als es manche Tanzschulwerbung mit billigen Begriffen wie „Leidenschaft“ oder gar „Erotik“ vorspiegeln will. 


BegriffsErläuterungen

 

MILONGA

Der Begriff Milonga hat im Tango- Universum mehrere Bedeutungen:

Zum einen wird die Tanzveranstaltung Milonga genannt, unabhängig davon, ob ein DJ auflegt oder Live-Musik gespielt wird.

Zum anderen ist die Milonga eine rhythmusbetonte Sonderform des Tangos, die sich durch ihren 2/4-Takt vom "normalen" Tango unterscheidet.

 

EINE TANDA

Eine Tanda (span.: Eine Menge von ...) ist ein Block von 3-5 Musikstücken gleicher musikalischer Gattung, die traditionellerweise auf einer klassischen Tango-Tanzveranstaltung, einer Milonga, gespielt weren. Eine Tanda ist somit ca. 9-15 Minuten lang.

 

EINE CORTINA

Zwei Tandas werden durch eine Cortina (span.: Vorhang), kurzes musikalisches, nicht tanzbares Musikstück, z.B. aus dem Jazz oder Blues, unterbrochen. Eine Cortina ist 30-60 Sekunden lang. In dieser Zeit können sich neue Tanzpaare für die nächste Tanga finden.


Milonga "Poema" im AnkerPlatz Schleswig